Art des Artikels
Bericht
Autor
Leonie

Online-Seminar: „Wo lauern Gefahren des Freiburger Radverkehrs?“

Video und schriftliche Kurzzusammenfasssung
Zusammenfassung

Das Online-Seminar hat am Dienstag, den 09.06.20, stattgefunden und wurde vom Fuß- und Radentscheid Freiburg organisiert. Im Online-Seminar wird eine Pilotstudie zur Gefahrenbewertung im Radverkehr vorgestellt und es werden Ergebnisse dieser Studie verkehrspolitisch bewertet.

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Hinweis: Dies ist eine Zusammenfassung auf Grundlage des aufgezeichneten Online-Seminars. Die Meinungen der Vortragenden müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Es handelt sich um eine Kurzzusammenfassung, bei der einzelne Inhalte aus den Vorträgen zugunsten der Prägnanz weggelassen wurden. Wir bitten um Hinweise, falls es dadurch zu Fehlinterpretationen kommt.

 

Teil 1: „Gefahrenbewertung im Radverkehr mittels Crowdsourcing von Geoinformationen“ von Rafael Hologa und Nils Riach

Kurzzusammenfassung des Vortrags

Fahrradfreundlich und trotzdem Unfälle?

Es gibt in Freiburg etwa 440 bis 450 Fahrradunfälle pro Jahr, gleichzeitig wurde Freiburg schon mehrmals als fahrradfreundliche Stadt ausgezeichnet.

Wo passieren die Unfälle?

Besonders viele Unfälle passieren in der Innenstadt und werden ursächlich mit Abbiegen und Kreuzen sowohl des Fahrradverkehrs als auch der KFZ-Verkehrs in Verbindung gebracht.

Forschungsfrage: Sind Laien in der Lage gefährliche Unfallorte (vorher) zu erkennen?

 

Erhebung durch Crowdsourcing

Es wurde die Software KoBoToolbox verwendet, die sich als App aufs Handy laden lässt. Studierenden eines Seminars haben dann im Stadtgebiet Kartierung durchgeführt. Dazu wurden zufällig Punkte übers Stadtgebiet verteilt. Die Studierenden hatten die Aufgaben, diese Punkte zu verbinden. Es wurden keine Routen vorgegeben, damit die Studis von sich aus gängige Alltagsrouten wählen. Mit 25 Personen wurde so eine Entfernung von fast 1000km zurück gelegt. Die Aufnahme fand im Herbst/Winter letzten Jahres statt. Das hatte vermutlich auch Einfluss auf die Erhebung. Die Studis hatten die Aufgabe, Gefahren zu kartieren und auch sonstige Auffälligkeiten (Qualität des Weges etc.). Es wurden über 1000 Positionen referenziert, und über 2000 Gefahren gemeldet. Es wurde die Güte der Daten berechnet und nur zuverlässige Daten wurden zur weiteren Analyse verwendet (mit Mindestmaß an Befahrung, Randbereiche ausgenommen). Es handelt sich um eine Pilotstudie, die noch ergänzt werden müsse, so die Vortragenden. Es müssten noch mehr Daten gesammelt werden, was derzeit auch schon geschehe.

 

Welche Gefahren wurden aufgenommen?

Gefahren:

  • Abbiegerspur (Radweg wird von KFZ gekreuzt),

  • Spurwechsel über KFZ-Spur,

  • Gegenverkehr durch Autos,

  • Gegenverkehr durch Radfahrende,

  • Fußgänger auf Radwegen,

  • Hindernisse auf Radwegen (Mülltonnen, Parkende KFZs,..),

  • eng angrenzende Parkplätze,

  • Ein- und Ausfahrten,

  • Blätter auf Radweg,

  • Scherben u.Ä. auf Radweg,

  • Sonstiges.

Es wurden also auch viele temporäre Gefahren erfasst.

 

Wurden Gebiete, in denen in der Vergangenheit Unfälle stattgefunden haben, ausreichend untersucht?

Ein gutes Drittel dieser Räume, wo tatsächlich Unfälle stattgefunden haben, wurden auch von den Studierenden intensiv untersucht. Die gewählte Erfassungsmethode zielt also zufällig auf eben die gefährlichen Räume ab.

Wo ist die Sicherheit besonders hoch?

Siehe Karte im Video bei 25:30 Min.

Wurden auch dort, wo tatsächlich Unfälle stattgefunden haben, Gefahren gemeldet?

Ja, Laien können gefährliche Räume wahrnehmen.

Worauf beziehen sich die Gefahren vor allem?

Die Gefahren beziehen sich insbesondere auf Ein- und Ausfahrten, Fußgänger auf Radwegen, eng angrenzende Parkplätze und Gefahren im Zusammenhang mit Spurwechsel.

Exemplarische Betrachtung gefährlicher Zonen:

Beispiel 1: Innenstadt, bei der Universitätsbibliothek und an der Mensa vorbei.

Merkmale, die laut Vortragenden zur Erhöhung der Gefahr beitragen: häufige Kreuzungen, hoch frequentiert, Mischnutzung, Verengung der Straße des Radweges, Beschilderung und Ampeln

Beispiel 2: Habsburger im Bereich der Okenstraße

Merkmale: Spurwechsel, Ende des Radweges, Scharfe Kurve, schlechte Übersicht (Tunnel), Straßenbahnhaltestelle, eng angrenzende parkende KFZ (Gefahr von öffnenden Türen), Kreuzen von Gleisen

 

Fazit:

→ Es sei möglich Gefahren in Zukunft auch proaktiver zu erkennen.

→ Es könnten Gefahren-Hotspots erkannt werden, die als Grundlage für Handlungsmaßnahmen verwendet werden können

→ Eine solche Studie könnte als Begleitstudie im Rahmen von Planungsprozessen dienen.

→ Es könnte eine Optimierung des Radverkehrs auf Grundlage einer solchen Studie vorgenommen werden.

→ Die Studie verschaffe einen neuen Blick auf die gesellschaftliche Raumwahrnehmung.

 

Die Geodaten der Studie sollen bald via interaktiver dynamische Webkarte zur Verfügung gestellt werden.

 

Teil 2: „Radverkehrspolitische Bewertung der Ergebnisse“ von Fabian Kern

Fabian Kern, Geschäftsführer vom VCD Südbaden und aktiv bei der Initiative Fuß- und Radentscheid Freiburg stellt kurz die Initiative FR-Entscheid vor. Die Initiative FR-Entscheid habe sich im Juni 2019 gegründet und werde voraussichtlich Ende Juni damit beginnen, Unterschriften für einen Bürgerentscheid zu sammeln. Der Bürgerentscheid soll den Fuß- und Radverkehr in Freiburg stärken. Im September würden dann die gesammelten Unterschriften eingereicht werden. Wenn die Unterschriftensammlung erfolgreich ausgefallen ist, würde der Bürgerentscheid im Frühjahr 2021 stattfinden.

Anschließend nimmt Fabian Kern mehrere Verkehrssituationen in Freiburg in den Blick, für die er Veränderungsvorschläge erläutert. So analysiert er mehrere Situationen an der Kronbrücke, die für den Fuß- und Radverkehr nicht optimal gelöst seien. Als weitere Beispiele führt er die Verkehrssituation zwischen Wilhelmstraße und Kartäuserstraße an. Mit der Einführung der neuen Straßenbahnlinie sollen dort laut „Verkehrskonzept Sedanquartier“ weitere Maßnahmen umgesetzt werden. Darin vorgeschlagene Maßnahmen seien einen Modalfilter südlich der Universitätsbibliothek zu errichten und die Rempartstraße zur Einbahnstraße von West nach Ost zu machen.

[Ein Modalfilter dient dazu den reinen Durchgangsverkehr von KFZs baulich aus bestimmten Straßen herauszuhalten. Anm. der Redaktion]

Als weiteres Beispiel nennt Fabian Kern den Schlossbergring. Dort hatten in April und Mai bereits Aktionen des FR-Entscheids und von Greenpeace Freiburg stattgefunden, die dort eine vorübergehende Pop-Up-Bikelane errichteten. Fabian Kern präsentiert zwei Vorschläge zur Umverteilung des Verkehrsraum am Schlossbergring. Außerdem nimmt Fabian Kern noch die Ochsenbrücke und die Habsburgerstraße/Ecke Okenstraße in den Blick. Details dazu im Video ab 01:13:00 h. Auch im StadtWandler-Podcast Folge#1 sprach Fabian Kern bereits über solche Verbesserungsmöglichkeiten.

 

Zuletzt geändert
06.12.23, 23:57